Winterspiele

Winterspiele

Die Feiertage liegen noch nicht lange zurück. Das neue Jahr ist angebrochen und ein wenig Schnee hat uns der Winter doch noch geschenkt.

Es ist früh am Morgen, ich liege noch im Bett, in langschläfriger Winterruhe, die Stille hat mich aufgeweckt. Der erste Gedanke, der mir durch den Kopf geht: „Solche Stille geht nur mit Schnee einher.”

Wenn die Kinder aus dem benachbarten Kindergarten draußen spielen, sind die Stimmen vom Spielplatz die beste Bestätigung dafür: Im Schnee klingt alles anders.

Dann kommt die Freude! Vor dem Fenster ist alles weiß, meine Vermutung hat gestimmt.

Ja, der Winter hat seine eigenen Spielregeln. Auf diese Spiele habe ich mich als Kind riesig gefreut.

Wir waren als Kinder so dick und warm angezogen, dass nur unsere Augen zu sehen waren. Es ging raus in den Hof und schon konnte der Spaß beginnen! Zum Spaß gehörte auch die aufgeregte Großmutter, die immer in Sorge war, dass wir uns erkälten. Zugleich hielt die entspannte Mutter in den Händen vielerlei Gegenstände, die unserem Schneemann dienten: ein orangefarbener Eimer für den Hut, ein paar Kohlen als Augen und ein kleiner Stock als Nase.

Dort, wo ich aufgewachsen bin, liegt im Winter meistens viel Schnee.

Doch lebenswichtige Verbindungswege innerhalb des eingeschneiten Hofes müssen frei von Schnee sein. So wird Jahr für Jahr durch Menschenhand eine Art Mini-Karte geschaffen, von Gebäude zu Gebäude, von Hof zu Hof, von einer Stelle zu anderen in der Gegend. Diese Pfade sind festgelegt und für jeden vorgegeben. Es gab jedoch spannende Ausnahmen: Zwischen schneebedeckter Fläche und einzelnen Gebäuden gab es Bereiche, die der Schnee verschont hatte, sodass Erdboden sichtbar war. Obwohl wir uns wahnsinnig über Schnee freuten, war die Freude über solche Stellen nicht geringer. Dort kämpften wir gegen riesige Eiszapfen, die beispielsweise von Dächern wild Richtung Boden wuchsen. Wir wählten den größten Zapfen aus und versuchten, diesen irgendwie herunter zubekommen. Das bereitete uns viel Vergnügen und genau das macht Spiele spannend: Eigene Regeln schaffen, vorgegebene Spuren verlassen und neuen Fährten folgen.

Trotz winterlicher Kälte, die draußen herrscht, können wir solche erlebnisreichen Momente in unseren Erinnerungen warm halten. Es ist die kindliche Freude über die kleinen Dinge, die unsere Kontakte und unseren direkten Zugang zur Natur bilden.

Der Winter ist noch nicht vorüber. Der Alltag zeigt sich meist in bunten Farben, weil Farben im Leben dazugehören. Doch erst die winterlich-dezenten Farbtöne dieser Jahreszeit können die Lichtmomente aus unserer Kindheit wiederbringen und die Rückkehr zu unserer eigenen Natur intensiv beleben. Auch wenn ich seit Jahren keinen Schneemann gebaut und keine Schneeballschlacht begonnen habe, bleibt die emotionale Verbindung die Gleiche. Wir spielen und werden immer weiterspielen.

Herzliche Grüße,

Lali

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